Zum Facebookauftritt der Stadtbüchereien Hamm

Bildschirmfoto 2013-07-05 um 13.15.12Seit mehr als eine Dekade bewege ich mich jetzt im Netz. Ich würde jetzt nicht sagen, dass ich damit zu den „Pionieren“ gehöre, die das Fundament der „Datenautobahn“ gelegt haben, aber ich wage mal zu behaupten, dass ich mich im World Wide Web recht sicher bewege. Ich habe den Wechsel von einem anonymen Tummelplatz für Nerds hin zu Social Media als Massenphänomen ge- und erlebt. Trotz aller Shitstorms, Trolle und Trickbetrüger habe ich im Netz immer das Potential gesehen, unsere Gesellschaft grundliegend zu verändern und in vielerlei Hinsicht hat es das auch schon getan. Doch die Umwandlung von einem Spezial- zu einem Massenmedium zerstört auch Einiges, wofür viele von uns netzaffine Menschen gekämpft haben.

Die Stadtbüchereien der Stadt Hamm haben einen hervorragenden Facebook-Auftritt. Die dafür zuständigen Mitarbeiter haben das Unglaubliche geschafft, ein recht unspektakuläres Produkt (=Stadtbücherei) sehr ansprechend darzustellen und nützliche Informationen elegant mit Humor und guten Beiträgen zu verbinden. Und obwohl ich zugegebenerweise eher selten in einer der Büchereien bin, freue ich mich doch jedes Mal, wenn der Googlealgorithmus einen der Beiträge in meinen Newsstream spült. Eines hat mich dabei aber immer gestört: Das für Social Media-Auftritte sehr ungewöhnliche „Siezen“ der Leserschaft. Meiner Meinung nach gehört das „Du“ im Netz zum guten Ton. Der Spiegel „duzt“ auf seiner Facebook-Seite seine Leser, ebenso der Westfälische Anzeiger, und sogar die „Katholische Öffentliche Bücherei Rednitzhembach“. Nur beim (wie gesagt vorbildlichen) Auftritt der Stadtbüchereien in Hamm gab man sich bei der Anrede eher spießig. Also habe ich, eher scherzhaft gemeint, in einem Kommentar darauf hingewiesen, dass ich finde, dass man sich im Netz doch eher „duzt“. Weitere Kommentare von anderen Lesern bestätigten mir auch meine Einstellung. Das später dann aber weiter „gesiezt“ wurde hat mich dazu veranlasst, anzukündigen, dass ich ab dann in jedem meiner Kommentare darauf hinweise, dass im Netz doch eher das „Du“ angebracht ist. Natürlich scherzhaft und freundschaftlich gemeint, aber doch mit dem Ziel, etwas zu ändern. umfrageUnd so war ich hocherfreut, als die Betreiber im April 2013 dann tatsächlich eine Umfrage zu dem Thema starteten, wo alle User nach ihrer Meinung zu dem Thema befragt wurden. Das Resultat war doch recht eindeutig. Ich fühlte mich bestätigt in diesem eher scherzhaft gemeinten „Kampf“.

Bildschirmfoto 2013-07-05 um 11.49.31Doch das Posting darauf irritierte mich dann doch sehr.  Das Facebookteam, das seine Arbeit wirklich mehr als gut macht muss sich den Entscheidungen eines Gremiums unterwerfen, welches offenbar keinerlei Ahnung von der Thematik hat. Das finde ich um ehrlich zu sein mehr als Lächerlich. Leute, die ihre Arbeit mehr als gut machen, sollte man Ihre Arbeit so machen lassen, wie sie es für richtig halten. Dass die Stadtbüchereien mitlerweile über 600 „Likes“ sammeln konnten (und dies in der eher rückständig wirkenden Stadt Hamm) spricht eindeutig FÜR das Facebookteam. Allerdings werden sie anscheinend durch antiquierte Menschen, die keine Ahnung von der Thematik haben, dazu gezwungen, nach derer Nase zu tanzen, obwohl der beschrittene Weg sehr gut funktioniert. Und das auch noch gegen den Willen der überwiegenden Mehrheit der User. Klar geht es hier um etwas eigentlich Irrelevantes, wie der Ansprache an die Leser einer Facebook-Page. Aber dieses Obrigkeitsdenken, dass die Mitglieder der Gremien besser Bescheid wüssten als die Menschen, die sich mit der Thematik auskennen finde ich sehr traurig. Und dagegen kämpfe ich dann gerne und mit Leidenschaft. Auch wenn es nur darum geht, dass ich lieber „geduzt“ als „gesiezt“ werde. Ein Blick auf die Facebookpage zeigt, dass das Gremium wohl gegen die Meinung der User entschieden hat. Es wird weiter „gesiezt“.

Mein Aufruf an die Stadt Hamm, oder wer auch immer dafür zuständig ist: Lasst die Betreiber der Facebook-Page ihr Ding so durchziehen, wie sie es für richtig halten. Denn sie machen einen wirklich guten Job!

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Gespräch beim Bäcker

„Guten Tag, ich hätte gerne 4 Roggenbrötchen“

„Tut mir leid, wir haben keine mehr“

„Aber da sind doch noch genug“

„Die kann ich nicht verkaufen, die sind zu klein, die Kunden beschweren sich sonst“

„Dann geben Sie mir doch einfach eins mehr mit!“

„Ich darf Ihnen die Brötchen nicht verkaufen, es gab schon Beschwerden“

„Was passiert denn mit den Brötchen?“

„Die werden entsorgt“

Dieses Gespräch habe ich gerade so mitbekommen. (Gedächtnisprotokoll)
Ich prangere die Bäckerei Büsch in Hamm Ostwennemar (Im Edeka-Center Sonnenburg) für so ein respektloses Verhalten an. In großen Teilen der Welt verrecken Menschen elendig, weil sie verhungern.
Da erinnert man sich doch sofort an die Meldung, dass die Deutschen pro Jahr 82kg Lebensmittel wegwerfen.
Ich möchte hier nichts der Mitarbeiterin vorwerfen, sie hat ihre Pflicht im Sinne ihres Arbeitgebers getan. Aber muss sowas wirklich sein? Auch wenn sowas wahrscheinlich Gang und Gäbe ist: diesen Bäcker werde ich in Zukunft meiden.

Veranstaltungstipp: Tempelfest in Hamm

Tempelfest 2011

Meine Heimatstadt Hamm ist nicht gerade die Stadt der Superlative. Doch ein paar davon haben wir trotzdem zu bieten: Es gibt hier den größten Glaselefanten der Welt (ich frage mich nur immer, wieviele Glaselefanten es sonst noch gibt…), wir haben die größte Ansammlung an Vollidioten der Welt und wir haben hier eben auch den größten Dravida-Tempel Europas (der gleichzeitig zweitgrößter Hinduistischer Tempel Europas ist). Normalerweise ist die friedliche hinduistische Gemeinde relativ unsichtbar. Nur gelegentlich sieht man in Hamm-Uentrop die Spitze des Tempels, wenn man einmal in der Nähe ist.

Aber einmal im Jahr ist das anders: Zum Tempelfest im Sommer. Dann reisen ca. 30.000 gläubige Hindus an und zelebrieren ein gigantisches Fest. Und auch wenn ich als überzeugter Atheist mit Religion nichts anfangen kann, faszinieren mich fremde Kulturen doch ungemein. Und so habe ich mich im letzten Jahr das erste mal in die Menschenmenge gemischt und habe das Spektakel beobachtet. Und es hat sich gelohnt! Wenn man sich darauf einlässt, als erkennbarere Europäer zur Minderheit in einer großen Menschenmenge zu gehören, erlebt man ein faszinierendes Schauspiel, geprägt durch hinduistischen Glauben. Der große Umzug, Pilgerer, die kaum bekleidet seit Kilometern zum Tempel auf dem Boden rollen und dabei einiges an Blessuren bekommen haben, andere aufgehängt an Seilen, die mit Haken in der Haut befestigt sind etc. Dazu dann befremdliche Rituale am Tempel selbst. Vergesst nicht Euren Fotoapparat!

Im Rahmen des Festes gibt es auch einen riesigen Markt, wo man neben vielen Lebensmitteln (z.B. exotischen Gewürzen) auch viele andere typisch indische Sachen erwerben kann. Räucherstäbchen, Figuren von Hindugottheiten und vieles mehr. Und natürlich fehlen die obligatorischen „Fressstände“ nicht, an denen es natürlich leckeres indisches Essen gibt. Mit etwas Glück wird man aber auch einfach von Gläubigen angesprochen, die ihr eigenes, selbstgekochtes Essen mit Euch teilen. Das solltet ihr keinesfalls abschlagen, denn es ist köstlich!

Aber es gibt ein Highlight, auf das ich mich schon das ganze Jahr freue: Die Mangos! Extra aus Pakistan reisen mehrere LKWs voll beladen mit Mangokartons an. Ich kann jedem nur empfehlen, sich mindestens einen dieser Kartons mitzunehmen. Der Geschmack dieser gelben Mangos ist nicht mal annähernd mit denen, die man sonst so im Supermarkt bekommt, zu vergleichen. Sie schmecken einfach nur göttlich! Alleine für diese Mangos lohnt sich die Anreise, denn sie sind normalerweise nicht in Europa erhältlich!

Das Temepelfest findet dieses Jahr am Sonntag, dem 03.06 von 12.00 – 15.00 Uhr statt. Fahrt einfach nach Hamm-Uentrop und lasst Euch vom Parkplatzanweiser einen Platz geben und folgt einfach der Menschenmasse.

Bedenkt übrigens, dass ihr als Besucher zeigen könnt, wie gastfreundlich wir Deutschen sein können! Freut Euch über ein friedliches Miteinander der Kulturen!

Homepage des Sri-Kamadchi-Ampal-Tempels

Update: Eine Schande

Wenn sich eine Stadt Kunst leistet, dann sollte sie sich auch die Pflege derselben leisten.

Und gerade, wenn sich eine Stadt „Alt-Stadt“ nennt und damit den renommierten Künstler Otmar Alt meint, ist eine gebührende Instandsetzung der Kunstwerke von ihm fast schon eine Selbstverständlichkeit. Man mag zu den Werken von Alt stehen, wie man will, eine schöne Abwechslung neben dem tristen Städtegrau sind die Farbklekse allemal. Nicht aber, wenn man sie so vergammeln lässt, wie die Stadt Hamm es tut. Und so hat der Zahn der Zeit das meiner Meinung nach imposanteste Kunstwerk Alts in Hamm, die „Ekke Nekkepen“, ungestört ruiniert. Vandalismus tat sein Übriges.

Muss so etwas wirklich sein? Das Schiff, einst farbenfroher Akzent im hässlichen Hafenviertel Hamms ist zu einem Schandfleck geworden.

Ich finde, dass sich das dringend ändern muss! Neben dem Glaselefanten, der in einem hervorragendem Zustand ist, gehört die „Ekke Nekkepen“ zweifelsohne zu den typischen Postkartenmotiven der Stadt Hamm. Man mag es sich kaum ausmalen, wie sich ein Kunstliebhaber fühlt, wenn er extra dafür die Stadt aufsucht und dann das alte Schiff so vorfindet, wie es momentan aussieht. So darf sich die Stadt Hamm jedenfalls nicht länger „Alt-Stadt“ nennen.

Übrigens: Anfragen von mir diesbezüglich bei Otmar Alt selbst und dem Kulturbüro der Stadt Hamm blieben leider unbeantwortet.

Nachtrag: Hier seht Ihr mal ein Bild von 2008

UPDATE: Die Stadt Hamm hat sich nun doch bei mir gemeldet!

Hallo Herr Müller,
es tut uns leid, dass wir erst jetzt antworten. Das Schiff gehört nicht der Stadt Hamm, sondern den Stadtwerken. Wir haben Ihre Anfrage an die Stadtwerke weiter gegeben. Sie werden in den kommenden Tagen eine ausführliche Antwort von den Stadtwerken erhalten.

Mit freundlichen Grüßen:

Tobias Köbberling
Pressestelle
koebberling@stadt.hamm.de
02381 17 3551

Und kurze Zeit später kam dann auch eine Nachricht der Stadtwerke Hamm:

Hallo Herr Müller,

durch die in der jüngsten Vergangenheit  vorgenommenen Veränderungen in der Straßenführung entlang der Hafenstraße ist auch die „Ecke Nekkepenn“  wieder ins Blickfeld getreten.

Über die weitere Verwendung des „Kunstschiffes“ wird eine Entscheidung getroffen werden, wenn alle Baumaßnahmen rund um die Hafenstraße und den Hafen abgeschlossen sind.

Mehr kann ich Ihnen dazu leider im Moment nicht sagen!

Mit freundlichen Grüßen
i. V. Cornelia Helm
Leiterin Unternehmenskommunikation
Pressesprecherin

Fon: 02381 274-1701
Fax: 02381 274-1709
E-Mail: c.helm@stadtwerke-hamm.de

Stadtwerke Hamm GmbH
Südring 1/3
59065 Hamm

AG Hamm: HR B 301
Geschäftsführung: Jörg Hegemann
Vorsitzender des Aufsichtsrates: Marc Herter

www.stadtwerke-hamm.de

Zum einem hat es mich natürlich gefreut, dass nun doch auf meine Anfragen reagiert wurde (ein Feedback von Otmar Alt habe ich jedoch immer noch nicht bekommen), aber meiner Meinung nach reden sich die Verantwortlichen doch ein wenig raus. Zum einem war das Schiff auch schon vor der Baustelle in einem miserablem Zustand, zum anderen sieht es nicht danach aus, als hätte eine Restauration irgendeine Priorität. Meiner Meinung nach ist und bleibt es eine Schande!

UPDATE 2: Nun hat sich das Büro Otmar Alt auch bei mir gemeldet!

Sehr geehrter Herr Müller,

verzeihen Sie mir / uns, dass es so lange mit der Antwort gedauert hat, aber Vorbereitungen zu Ausstellungen  gehen einfach vor.
Sie baten um einige Infos zu Ekke Nekkepenn:
Auch der Künstler ist traurig über den Zustand der Ekke Nekkepenn, aber die Restauration der Kunstwerkes ist Sache der Stadt Hamm, da diese Eigentum der Stadt ist.
Wir hatten gehofft, dass der Ekke Nekkepenn im Zuge des Bau des Kreisverkehr an der Hafenstrasse wieder neues Leben eingehaucht wird, aber leider findet dies wohl nicht statt.
Sie haben recht….es ist eine Schande!!!
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!
Mit freundlichen Grüßen
Claudia Ogagan
Büro Otmar Alt
Obere Rothe 7
59071 Hamm
Tel. 02388 /  2114
Tel. 02388 / 1821
Fax 02388 / 3614
Es mutet zwar etwas seltsam an, dass die Mitarbeiterin wohl nicht genau weiss, dass das Schiff nicht der Stadt Hamm sondern den Stadtwerken gehört, aber es sei ihr verziehen, weil ich ja davon ausgegangen bin in meiner Mail an das Büro.
Fakt ist: Die Stadtwerke haben die Ekke Nekkepen sehr vernachlässigt und man kann nur hoffen, dass eine Restauration bald in Angriff genommen wird. Sonst wird das Schiff doch noch zu dem Schrotthaufen, zu dem es eigentlich werden sollte, nachdem es ausgemustert wurde.

Das Hakenkreuz als Malvorlage

Gut gemachte Grafitis und Streetart-Werke sind schön und werten meiner Meinung nach die urbanen Beton- und Glasfassaden-Wüsten der Metropolen deutlich auf. Stupides Geschmiere und einfallslose Tags sind aber hingegen bloß Vandalismus und haben mit Kunst genauso wenig zu tun wie ein BicMac mit ausgewogener Ernährung.

Und der Gipfel von all dem sind dann aufgesprühten Hakenkreuze. Bei deren Anblick muss ich mich schämen, in einem Land zu leben, indem es scheinbar immer noch Leute gibt, die nicht aus der Vergangenheit gelernt haben und sich weiterhin auf die kranken Ansichten eines psychopathischen Massenmörders stützen. Fremdschäm galore!

Auf einem Kondomautomaten an einer stark befahrenen Hauptstraße in Hamm (auch noch direkt neben einer Bunkeranlage), prangte wochenlang ein hingeschmiertes Hakenkreuz. Tagtäglich haben es bestimmt hunderte Menschen gesehen, darunter bestimmt auch einige Gäste aus dem Ausland, die dann gleich sehen konnten, in was für einem Land sie zu Gast sind. Einfach nur traurig. Da sich anscheinend niemand dazu genötigt gefühlt hat, die Scheiße zu entfernen, hat wohl jemand auf ungewöhnliche Weise die Sache selbst in die Hand genommen und das Ganze ein wenig verschönert. Ein kleiner Held des Alltags.