Haralds Besuch: Davor, dabei, danach.

Wie ich ja bereits in meinem letzten Blogpost schrieb, haben meine Freundin Sarah und ich uns entschieden, dem Autor Harald Braun bei seinem Buchprojekt „Deutschland umsonst reloaded“ zu helfen, indem wir ihm bei seinem Aufenthalt in Hamm eine Übernachtungsmöglichkeit ermöglichten. Denkt man nur kurz drüber nach, könnte man zu der Überzeugung kommen, dies würde nichts weiter bedeuten als die Couch bereit halten, „Guten Tag“ und später „auf Wiedersehen“ zu sagen. Alles easy also?

Nein, weit gefehlt! Das Ereignis hat uns tagelang beschäftigt und tut es auch immer noch.

Das Harald unser Angebot annehmen wollte hat er uns relativ kurzfristig mitgeteilt. Als seine eMail ankam, hatte ich schon gar nicht mehr damit gerechnet. Ab diesem Zeitpunkt haben Sarah und ich uns fast verrückt gemacht. Immerhin lastete eine ganz schön große Bürde auf uns, denn immerhin stünde unser Verhalten stellvertretend für die Gastfreundschaft der Stadt Hamm (die ich selbst als eher „suboptimal“ bezeichnen würde…). Und die Vorstellung, dass über unser Verhalten gebloggt, sein Schlafplatz oder wir gar für alle Welt in seinem Buch psychologisch analysiert werden würden, liess uns schon ziemlich nervös werden.

  • Was sollten wir kochen?
  • Schaffen wir es noch rechtzeitig, alles aufzuräumen und zu putzen?
  • Welche Bücher sollten wir zufällig irgendwo liegen lassen? (stand nicht wirklich zur Debatte, sondern das war einfach nur ein lustiger tweet, den ich mal gelesen habe)
  • Sollen wir ein minutiös geplantes Abendprogramm planen, oder die Dinge einfach nur ihren Lauf lassen?

Als dann der Abend gekommen war und ich auf dem Weg war, Harald am Treffpunkt abzuholen, war die Aufregung kaum noch zu toppen. Doch direkt nach dem Einsammeln haben sich alle Sorgen in Luft aufgelöst: Unser Gast war äußerst umgänglich, ein ausgezeichneter Gesprächspartner und scheinbar hat ihm unser Essen geschmeckt: Er hat eine zweite Portion gegessen (für alle Interessierten: es gab einen Fischauflauf)! Wir haben uns noch bis in die Nacht unterhalten und viel über die Aktion, über seine Person und das Leben als Autor und über uns selbst gesprochen. Sehr inspirierend!

Am nächsten Morgen gab es dann den Abschied, der irgendwie viel zu plötzlich kam, doch der Gute musste weiter, da sein nächstes Ziel (Oelde) noch in weiter Ferne lag.

Dann begann für uns die Nachbereitung. „Deutschland umsonst reloaded“ ist seitdem unser dominierendes Gesprächsthema. Und natürlich waren wir auf das gespannt, was über uns geschrieben wird.

Kurze Zeit darauf war dann Folgendes auf der Projektseite zu lesen:

Stefan Müller und Sarah Moennig. Aus Hamm. Beide um die dreißig, seit einem halben Jahr zusammen und sehr verliebt. Was schön anzusehen ist. Stefan ist ein Mensch mit offenen Augen, neugierig, an vielen Dingen interessiert. Der gelernte Laborant ist seit 2004 selbständig als Promoter, Schwerpunkt Technik, er kann Sachen erklären und kennt auch die Details.Von meinem Projekt hörte er durch den feinen Blog des Dortmunders Carsten Drees  zweipunktnull.org Spontan entschloss er sich, mich einzuladen. In Sarahs Wohnung allerdings, die klein, aber größer ist als seine eigene. Die beiden hatten Fisch besorgt, das Apartment auf Vordermann gebracht, mein Bett vorbereitet. Sarah war zuerst skeptisch, gibt sie zu: Ein fremder Typ bei ihr zu Hause? Was wollte der, was soll das? Doch Sarah, Altenpflegerin, denkt die Dinge gern zu Ende. Informierte sich, stritt sogar mit ihren Eltern („Auf keinen Fall reinlassen den fremden Mann!“) War dann so, wie man sich das als Gast nur wünschen kann: Freundlich,  verbindlich. Mittendrin Sohn Luca, acht, gut erzogen, ein wenig schüchtern, dann doch: lebhaft.  Er freut sich auf ein größeres Zimmer, wenn Sarah und Stefan im September zusammen ziehen, schon nach dann: neun Monaten. Auf meinen reflexartig-spießigen Einwand, das sei aber früh, nickte Stefan nur und Sarah lachte leise. Subtext: Früh vielleicht, aber vor allem: Richtig! Selten so viel wortlose Übereinstimmung gesehen, bei so jungen Menschen. Die beiden wirken sehr erwachsen für ihr Alter. Müssen sie vielleicht auch sein, Sarah als Mutter, Stefan als Selbständiger in einem harten Wettbewerb. Den Kopf haben aber beide noch weit offen. Schöner Abend.

Wirklich sehr rührend! Auch der Bettentest fiel jetzt nicht so negativ aus, wie wir im Vorfeld befürchtet hatten…

Bett41: Wohnsofa in Hamm

Gespendet von Sarah Mönnig und Stefan Müller 

Style: Bunt-fröhliche Wohnzimmer-Zoo-Küchenlandschaft 

Schlafkomfort:  Abgesehen von ruhestörenden Geräuschen in der Nacht: Absolut okay

Schräg: So kleine Hasen, so große Käfige. In Sicht- und vor allem: Hörweite…

Alles in allem sind wir sehr glücklich, dass wir uns dafür entschieden haben bei der Aktion mitzumachen. Eine tolle Erfahrung!